Hessen hat mit der ersten flächigen Kartierung der Heuschreckenvorkommen in einem deutschen Bundesland in den 1970er Jahren durch S. Ingrisch eine sehr weit zurückreichende Geschichte moderner Erfassungen. Allerdings gab es bisher keine kontinuierliche Fortführung dieser grundlegenden Arbeit. Nachdem vor allem in den 1990er Jahren schon viele Aktivitäten bis hin zu einem Arbeitsatlas vom Arbeitskreis Heuschrecken in Hessen durchgeführt wurden, die aus Zeitmangel dann nicht weitergeführt werden konnten, wurde 2016 das Projekt „Netzwerk Heuschrecken“ von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) ins Leben gerufen. Das Projekt wird vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) im Rahmen einer Kooperation unterstützt. Dabei sollen Daten über Heuschreckenarten aus ganz Hessen gesammelt und möglichst große Bereiche auch gezielt kartiert werden, um diese mit den Ergebnissen aus den 1970er und 1990er Jahren vergleichen zu können. Dies soll zeigen, wie sich die Bestände dieser wenig mobilen Artengruppe seither in Hessen verändert haben.
Zusätzlich zu bereits veröffentlichten, hessischen Verbreitungsatlanten anderer Artengruppen sollen die Ergebnisse der Heuschrecken-Erhebungen ebenfalls als Atlas veröffentlicht werden.
Als Vorbereitung für die Kartierung hat die HGON in den letzten Jahren neben einigen gezielten Erfassungen (wie des Weinhähnchens in der Wetterau oder der Feldgrille in Südhessen) Heuschrecken-Bestimmungskurse für interessierte Naturbeobachter durchgeführt. Auch in 2018 besuchten ca. 20 Teilnehmer die Fortbildung. Unser Adressverteiler enthält mittlerweile um die 150 Namen von Interessierten aus den Fortbildungen, aber auch viele Experten, sodass schon jetzt viele interessante Beobachtungen vorliegen. Vollkommen unerwartet und entsprechend eindrucksvoll war die Resonanz auf den von HLNUG und HGON gemeinsam in Presse, Funk und Fernsehen gestarteten Aufruf zur Meldung von Beobachtungen der Gottesanbeterin als „Insekt des Jahres 2017“. Bislang galt als gesichert, dass die Art in Hessen nur in zwei Gebieten bei Heppenheim und Zell im südlichsten Landeszipfel mit größeren, bodenständigen Populationen vorkommt. Die zahlreichen Meldungen aus der breiten Bevölkerung zeigen nun, dass die Art offenbar unbemerkt schon weite Teile der Niederungen Südhessens besiedelt hat. Die Nordgrenze der gemeldeten Vorkommen verläuft von Hofheim und Kronberg im südlichen Taunus über Bad Vilbel in der Wetterau bis nach Hanau. Und mit Beobachtungen aus dem Sommer 2018 ist belegt, dass auch die Vierpunktige Sichelschrecke und die Südliche Grille nicht nur in der südlichen Landesspitze vorkommen, sondern schon den Main nach Norden überquert haben. Mit der Großen Schiefkopfschrecke konnte im Sommer 2018 sogar eine für Hessen neue Heuschreckenart nachgewiesen werden.
Bestandteil des Projektes ist neben einem Newsletter ebenfalls die Herausgabe eines Jahresberichts „Heuschrecken in Hessen“, in dem wie in der inzwischen bundesweit bekannten Reihe „Libellen in Hessen“ Neuigkeiten und Ergebnisse zeitnah mitgeteilt werden können. Den Bericht erhalten alle Melder kostenlos nach Abschluss der Kartiersaison.
Es gibt zwei Wege, sich an dem Projekt zu beteiligen:
1. Hier kann jeder mitmachen: Die HGON sammelt alle Meldungen von eindeutig bestimmten Heuschrecken, jede zufällige Einzelbeobachtung ist wichtig! Dies gilt auch für Beobachtungen aus den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten.
2. Eher für fortgeschrittene Bestimmer: Durchführung gezielter Kartierungen der TK25-Viertel. Die gezielte Kartierung eines TK25-Quadranten erfolgt aufgrund der Lebensraumansprüche unserer Heuschreckenarten nur in wenigen Teilbereichen. Nähere Informationen zur gezielten Kartierung von TK25-Quadranten erhalten Sie auf Anfrage, auch finden Sie diese in unserem Newsletter. Bitte senden Sie uns Ihre Beobachtungsergebnisse per Mail an info@hgon.de oder postalisch an HGON, Lindenstr. 5, 61209 Echzell oder nutzen die ornitho-App Naturalist (https://play.google.com/ store/apps/details?id=ch.biolovision.naturalist). Wer unsicher bei der Bestimmung ist, kann uns gerne auch Bilder oder Tonaufnahmen zukommen lassen und erhält Rückmeldung zur jeweiligen Art. Wir freuen uns über Meldungen, Hinweise, Bestimmungsfotos oder Fragen!
„Von Ameisengrille bis Zwitscherschrecke – Heuschreckenkartierung in Hessen“ — Inga Hundertmark und Leo Meier (HGON)
Henselstr. 7, 35390 Gießen
Vortragsreihe „Aktuelle Aspekte des Naturschutzes in Hessen“ — NABU Ortsgruppe Gießen
Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.
Lindenstraße 5
61209 Echzell
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